Liebe Angelfreunde, hiermit erreicht Sie und Euch ein Sonder-Newsletter des Landessportfischerverbandes Schleswig-Holstein e.V. (LSFV) zum heutigen Aalbesatz.

  

Eine halbe Million Glasaale für die LSFV-Gewässer

Heute ist es wieder soweit. Seit Jahren besetzt der Landessportfischerverband Schleswig-Holstein (LSFV SH) in großem Umfang mit vorgestreckten Aalen. Nun werden zum zweiten Mal die Pacht- und Eigentumsgewässer des LSFV mit Glasaalen besetzt. Mehr als 165 Kilogramm der gerade mal 0,3 Gramm schweren und 6 bis 8 Zentimeter langen Tiere sollen im Nord-Ostsee-Kanal, im Elbe-Lübeck-Kanal, in der Elbe und in den vier von unserem Verband bewirtschafteten Seen ausgebracht werden. Das entspricht einer Menge von insgesamt etwa 500.000 Stück. Bei dem aktuellen Glasaalpreis haben die Tiere einen Wert von mehr als 50.000 Euro.  Die größten Besatzmengen erhalten der Nord-Ostsee-Kanal (91,3 Kilogramm ) und die Elbe zwischen Geesthacht und Lauenburg (40,3 Kilogramm). Geliefert werden die Aale von einem Fischereibetrieb aus Brandenburg. Es handelt sich um Wildfänge, die von der französischen  Atlantikküste stammen. Ziel des Besatzes ist die nachhaltige Förderung des Aalbestands, der sich in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund einer verringerten natürlichen Zuwanderung auch in den schleswig-holsteinischen Küsten- und Binnengewässern leider eindeutig negativ entwickelt hat. Wir wollen fangen, also müssen wir auch unseren Teil zur Erhaltung der Bestände beitragen!

Da die ausgewählten Gewässer sehr geeignete Lebensräume für Aale darstellen, besteht die Hoffnung, durch den Besatz mittelfristig die Anzahl der abwandernden laichreifen Blankaale zu erhöhen. Sollten sie ihr Laichgebiet in der Sargassosee vor der mittelamerikanischen Küste erreichen, könnten sie für zusätzliche Nachkommenschaft sorgen, was dann wieder zu einem vermehrten Zuwanderung von Glasaalen an den europäischen Küsten führen würde.

In den Gewässersystemen Nord-Ostsee-Kanal und Elbe-Lübeck-Kanal werden seit 2006 umfangreiche Untersuchungen zu der Wirksamkeit des Besatzes unternommen. Aus diesem Grund werden die für diese Gewässer bestimmten Glasaale vor dem Aussetzen mit Alizarinrot markiert. Dafür kommen sie für drei Stunden in ein Farbbad. In dieser Zeit wird das Alizarinrot von den Tieren aufgenommen und lagert sich im Körper fest an das in den Knochen enthaltene Calcium an. Sichtbar wird die Markierung nur, wenn man Dünnschliffe der Knochen unter einem Spezialmikroskop betrachtet. Auf diese Weise lässt sich eindeutig bestimmen, ob ein gefangener Aal aus dem Besatz stammt oder auf natürlichem Wege in das Gewässer gelangt ist. Alizarinrot ist für Mensch und Tier ungiftig. Markierte Aale können bedenkenlos gegessen werden. Die Arbeiten werden in der Fischzucht Kemnitz im Aukrug unter der Leitung des LSFV-Biologen Rüdiger Neukamm vorgenommen.

Bei den Untersuchungen geht es nicht nur darum herauszufinden, wie groß der Anteil der besetzten Aale am Gesamtbestand ist. Eine weitere Fragestellung ist, welche Besatzform des Aales sich als am geeignetsten erweist. Aus diesem Grund werden die Gewässer nicht nur mit Glasaalen sondern auch mit vorgestreckten Aalen besetzt. Voraussichtlich im Juni soll der Besatz mit noch einmal etwa 850 Kilogramm der dann im Durchschnitt 7 Gramm schweren Tiere erfolgen. Auch sie werden mit Alizarinrot markiert. Anhand der Lage der Markierung auf den Knochen kann man aber sehr einfach auseinanderhalten, welche Aale als Glasaal oder als vorgestreckter Aal besetzt worden ist. So lässt sich in wenigen Jahren feststellen, welche Besatzform am meisten zur Bestandserhöhung beigetragen hat. Anhand dieser Erkenntnisse kann dann der Besatz gewässerspezifisch optimiert werden.

Es werden übrigens nicht nur die Gewässer des LSFV mit markierten Aalen besetzt. Auch der Fischer vom Wittensee und die Angelvereine Petri Heil Kiel, Möllner SFV, SAV Hamburg und Gudower SFV beteiligen sich an dem Forschungsprojekt. Die Kosten für die begleitenden Untersuchungen werden zu 100 Prozent aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein und dem Europäischen Meeres- und Fischereifond (EMFF) finanziert. Der Besatz an sich wird aus denselben Töpfen zu 60 Prozent gefördert! Der große „Rest“ kommt von den Anglern und im Falle der beiden Kanäle über ein Sonderhegeentgelt auch von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung. Fischereiausübende im Nord-Ostsee-Kanal, im Elbe-Lübeck-Kanal und in der Elbe zahlen zudem mit dem Erwerb des Erlaubnisscheins seit 2015 einen „Aal-Euro“, der zweckgebunden für die Förderung des Aalbestands verwendet wird. Die organisierten Angler des Landes leisten so gemeinsam mit ihren Verpächtern bei Einsatz großer Summen und mit hohem Arbeitsaufwand einen wichtigen Teil zur Erhaltung der Aalbestände in Schleswig-Holstein.